Donnerstag, 28. September 2017

Wie ich mich mit der Diagnose fühle

Es ist zwei Wochen her, dass ich meine Diagnose bekommen habe, was ich zum Anlass nehmen möchte, um darüber zu schreiben, wie es mir damit geht.

Vor der Diagnostik hatte ich mich eingehend wie besessen über das Thema Autismus informiert. Aufgrund meines Vorwissens und auch, da meine Therapeutin mir vorher gesagt hatte, ich sei sehr schlecht im Mentalisieren, war ich eigentlich relativ sicher, dass es Asperger ist. Deshalb war ich auch nicht sonderlich überrascht als ich die Diagnose bekam. Trotzdem ist so ein Diagnostiktermin nichts, was man einfach mal eben wegsteckt. 

Die Erkenntnis, die mich kurz nach dem Termin traf, war nicht die Tatsache, dass ich Autistin bin, sondern, dass ich wohl doch wesentlich auffälliger bin als ich dachte. Da in meinem Studium eher selten Kontakt zu anderen notwendig ist, konnte ich mich der Illusion hingeben, ich sei mit Beginn des Studiums "normal geworden". Ab und zu bekomme ich mal einen irritierten Blick von anderen Studenten zugeworfen, aber das findet alles in einem Rahmen statt, der sich wunderbar ignorieren lässt. Oder vielmehr, der sich ignorieren ließ, da mir der Diagnostiker sehr deutlich gemacht hat, dass ich doch nicht so unauffällig bin wie ich dachte. Seitdem rätsle ich ein wenig herum und frage mich, wie ich wohl auf mich wirken würde wenn ich mich selbst von außen betrachten könnte. Alles sehr verunsichernd. Ich hoffe, das legt sich wieder. 

Ansonsten bin ich froh darüber, zur Diagnostik gegangen zu sein, denn obwohl ich vorher schon von vielen Seiten gehört hatte, dass Asperger passen könnte (meiner Therapeutin, einigen Autisten und einer Autismustherapeutin), zweifelte ein Teil von mir doch immer ein wenig daran. Vielleich war ich ja doch nur introvertiert oder hochsensibel. Dieser Teil schweigt nun, worüber ich sehr froh bin, da das ständige Nachdenken darüber, ob ich denn nun Autistin bin oder nicht, ziemlich anstrengend war.

Auch bin ich froh darüber, endlich eine Erklärung dafür gefunden zu haben, weshalb ich so anders bin als andere. Es ist ziemlich beruhigend, zu wissen, dass ich tatsächlich anders bin und dass ich mich nicht einfach nur "mehr anstrengen" muss, um normal zu wirken. Auch das Wissen darum, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin, ist sehr schön.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich hab schonmal einen Wikipediaartikel über Autismus gelesen, du kannst das gar nicht haben!

Eigentlich gehe ich recht offen damit um, dass ich Autistin bin. Die Reaktionen auf diese Selbstoffenbarung sind gemischt: Manche sind einfa...